Jugendfeuerwehr vs. Corona

Es ist Donnerstag, zehn vor sechs. Normalerweise wäre ich schon vor 20 Minuten auf das Fahrrad gestiegen und würde mittlerweile mit meinen Kollegen aus der Jugendfeuerwehr vor dem Gerätehaus stehen …

… und wild diskutieren, während wir alle darauf warten, dass die Ausbilder mit der Vorbereitung fertig sind.

Doch stattdessen schnappe ich mir meinen Laptop und öffne ein Tool für Video-Konferenzen. Ich gehe auf den Chat „JS“, Jugendfeuerwehr Süd, und warte. Endlich ploppt eine Konversation auf: Ich drücke auf „teilnehmen“ und sehe erwartungsvoll auf den Bildschirm.

Es war das dritte Treffen dieser Art. Einer nach dem anderen kam in den Chat und einige fingen an, sich zu unterhalten und Fragen in die Runde zu werfen, bis der Ausbilder Arnd, der die Treffen organisierte, das Wort ergriff und alle willkommen hieß. Zuerst klärte er uns auf, dass es noch eine Weile dauern wird, bis Übungen wieder stattfinden können, was allgemein große Enttäuschung hervorrief, aber zu erwarten war. Dann unterhielten wir uns einige Zeit lang über verschiedene Challenges, welche wir noch ausprobieren könnten.

Die Bildcollage zum Thema „Zuhause bleiben während Corona“ zu machen, hat allen viel Spaß gemacht und der ein oder andere hatte bereits neue lustige Ideen. Danach erklärten uns die Ausbilder noch einige besondere Funktionen an der App, über die wir uns unterhalten, da einige Jugendliche Probleme hatten. Anschließend wurde der offizielle Teil für beendet erklärt und wir fingen an uns über den Alltag, unsere Sorgen und unsere Aktivitäten während Corona zu unterhalten. Es war eine sehr fröhliche Runde und es tat uns allen gut, wieder miteinander zu plaudern, zu lachen und herumzualbern. So ging das Geplänkel noch in den Abend hinein, bis einer nach dem anderen müde wurde oder Hunger bekam.

Allgemein hat die Runde sehr viel Spaß gemacht, auch wenn nicht so viel Stoff vermittelt wurde. Dafür war der nächste Termin darauf spezialisiert. Da haben wir uns über Leistungsprüfungen unterhalten und ein Quiz gemacht, um unser Wissen zu beweisen.

Eine Woche später dagegen haben wir unsere Fähigkeiten in Knoten und Stiche beweisen müssen. Dafür haben die Ausbilder extra Seile besorgt und zusammen mit einem Feuerwehr-Quizheft jedem einzelnen Jugendlichen an die Haustür gebracht. Dann haben wir in der Übung unsere Kameras eingeschaltet und unsere Fähigkeiten präsentiert.

Es ist schon erstaunlich, wie die Aktiven es schaffen, neben ihrer Arbeit und trotz der schwierigen Umstände per Videochat so abwechslungsreiche Übungen zu gestalten. Dennoch vermissen wir es alle, uns zu sehen und mit einem Schlauch unterm Arm über den Hof zu rennen. Auch wenn die digitalen Übungen nicht so aufregend sind wie zu normalen Zeiten, wünschen sich die 12- bis 16-Jährigen dennoch für den nächsten Donnerstag eine weitere digitale Übung.

Einer der Ausbilder erklärt, in der Corona-Zeit keinen regelmäßigen Kontakt zu haben sei auch für die Aktiven nicht leicht. Daher suchen sie nach Möglichkeiten, die Jugendlichen regelmäßig zu sehen und den Kontakt zu halten. „Videokonferenzen sind eine gute Möglichkeit, aber sie können den persönlichen Kontakt nicht ersetzen. Hoffentlich ist die Zeit bald vorbei.“, fügt er hinzu. Ein anderer meint, es habe allgemein einige Vor- und Nachteile. Er sei froh, dass es zumindest per Videochat möglich ist, Kontakt zu halten und sich auszutauschen. Außerdem könne man die digitalen Übungen auch gut nutzen, um in der Theorie wichtige Grundlagen zu schaffen, auf die man in der Praxis dann aufbauen kann.

Auch die Auszubildenden erkennen an, dass die Lernhilfen auch praktisch sind, um sich alles merken zu können, und dass die Ausbilder interessantes Material zur Veranschaulichung organisieren. Allerdings bringt diese Art von Unterricht auch einige Nachteile mit sich. So braucht man für die Vorbereitung deutlich mehr Zeit, welche die ehrenamtlichen Ausbilder nicht gerade im Überfluss haben. Außerdem bekommen sie weniger direkte und spontane Rückmeldungen von den Jugendlichen, welche die Ausbilder sonst sowohl verbal als auch nonverbal bei jeder Einheit aufnehmen. Auch den Unterricht abzuhalten ist nicht einfach, da es schwierig ist, Medien und Unterlagen parallel zu nutzen. Die Jugendlichen finden ebenfalls einige Probleme was die Übungen angeht. So sagt einer aus, dass es schwierig sei, den Stoff mitzunehmen. Eine andere meint, es falle ihr schwerer, sich zu konzentrieren, da in ihrem eigenen Zimmer viele Ablenkungen warten und man durch den Laptop durch nicht erwischt werden könne, wenn man sich auch anderweitig beschäftigt.

Zusammenfassend sind die digitalen Übungen zwar nicht so hilfreich wie die Übungen im Gerätehaus, aber man muss nun mal das Beste aus den gegebenen Rahmenbedingungen machen. Dennoch sind alle sehr dankbar, sich zumindest auf dem Bildschirm regelmäßig zu sehen und sich auszutauschen. Außerdem freuen wir uns, unser Hobby zumindest digital und in der Theorie weiterhin ausführen zu können.

Deshalb ein großes Dankeschön an alle, die uns das möglich machen!